Mango-roaMichael H. Dietrich |
€ 134.54
Enthält 19% MwSt.
|
2008 · Auf Zinnfolie gemalt, die auf einer kaschierten Leinwand als Träger eine HD-Platte hat
· Bild ID: 858063
Nein - es ist kein Hai! Sie sehen aber einen solchen Fisch - und ich übrigens auch. Dennoch, es ist kein Hai! Ich weiß es seit 1972 und Sie werden es mir erst glauben, wenn ich eine entsprechende Erklärung abgebe. Eine laue Nacht mit einem wunderbaren Halbmond am Strand von Anakena auf der Osterinsel verweist auf den Ursprung meines Wissens. Ich stand dort Mutterseelen alleine und stellte mir vor, was Hoto Matu'a, der Urvater aller Osterinsulaner, wohl gefühlt hatte, als er nach einer sechswöchigen Überfahrt mit zwei Doppelkanus vor der Osterinsel ankam. Übrigens ist ganz in der Nähe vom Strand eine Höhle, in der Hoto Matu'a die ersten Nächte verbracht haben soll. Ich betrachtete das, was ich noch nie in meinem Leben in der überwältigenden, unbeschreiblichen Schönheit gesehen hatte: den sternenklaren Nachthimmel über der Südhalbkugel unserer Erde! Keine Lichtverschmutzung, aber Sterne, die ich als "Nordhalbkugler" noch nie gesehen hatte. Ich stand alleine am Strand und blickte unentwegt in den Himmel - dann war ganz plötzlich das Gefühl in mir, nicht alleine an dem Ort zu sein. Also sah ich wieder auf die Erde und drehte mich herum. Tatsächlich, in ca. zehn Metern Entfernung sah ich eine Gestalt. Da aber diese Person so stand, dass sie das Mondlicht im Rücken hatte, ich aber in das helle Licht des Halbmondes sehen musste, konnte ich nicht erkennen, wer da stand. Die oder der Unbekannte sprach mich zuerst an. Es folgte dann ein Gespräch mit englischen Wortbrocken, mit Händen und Füßen, mit allerlei Gesten und unverständlichen Worten in der einheimischen Sprache. Also das ganz normale Gespräch, dass jeder Mensch geführt hat, der die Welt bereist und so wie ich, nur über seine Muttersprache und rudimentär über weitere Sprachen zur einfachen Verständigung verfügt. Das schreibe ich hier aber nicht auf, sondern beschreibe das Ergebnis. Als mich diese Person ansprach, wurde deutlich, dass es eine Frauenstimme war. Sie zeigte auf die Milchstraße und erklärte mir, dass es eben nicht "milky way" sei, wie ich es wohl dachte. Was ich bislang für die Milchstraße als unsere Galaxie hielt, war nach Auskunft dieser Osterinsulanern ein "Mango-roa" - und so nennt man überall in Polynesien einen "großen Hai". Sie erklärte mir, dass normale Menschen, wenn sie gestorben sind, als ein Stern in der Milchstraße weiterleben. Aber außergewöhnlich Menschen, mit viel Mana, tapfere Krieger, weise Häuptlinge und alle die Menschen, deren Leben nicht in den normalen Bahnen gewöhnlich Sterblicher verliefen, erscheinen als ein neuer Stern am Himmel in der Nacht.
Damals glaubte ich der alten Frau jedenfalls nicht. Aber nachdem ich in allen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Arbeiten genau das gelesen habe, weiß ich nun, dass es alte polynesische Vorstellungen sind, die aus dem Kausalprinzip heraus erklären, warum es so viele Sterne in der Milchstraße und relativ wenige allein stehende Sterne am Himmel zu sehen gibt. Das Zeichen in der vermeintlichen Osterinselschrift "Rongorongo" ist ein Meisterwerk polynesischer Schnitzkunst. In Rongorongo sind alle Zeichen immer in gleicher Größe. Wie sollten die Künstler nun unterscheiden zwischen dem Zeichen eines gewöhnlichen Haifisches und dem, eines Mango-roa, eines großen Hai? Mit der bewundernswerten Kreativität der Meister, die sie über ihr System bildhafter Zeichen beweisen, bogen sie den Hai auf zwei Zeichen, aber als ein einziges, so durch, dass er eben in seiner normalen Schwimmposition als ein großer Hai zu erkennen wäre.
Nun haben Sie keine andere Möglichkeit als mir zu glauben, dass in meinem Bild zwar ein großer Hai zu sehen ist, aber sein Element, das Wasser, fehlt. Das helle Band der Milchstraße teilt den Himmel in Nord und Süd. Der himmlische Hai symbolisiert die Milchstraße. In der vermeintlichen Osterinselschrift gilt das Konzept: Nichts ist je es selbst. Ein Hai ist kein Hai - ob Sie es nun glauben oder nicht!
Wer mehr über Rongorongo wissen möchte findet es hier: www.rongorongo-script.de
osterinsel · polynesien · schrift · zeichensystem · astrologie · polynesischen astronomie · polynesischen mythen |
0 Bewertungen |