Spagat - ein himmlisches Vergnügen(Splits - A Heavenly Pleasure)Michael H. Dietrich |
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2008 · Auf Zinnfolie gemalt, auf einer kaschierten Leinwand auf einer Hd-Platte.
· Bild ID: 857936
Ohne Erklärung des Künstlers sind Kunstwerke oft unverständlich. Auch dieses Bild gibt vordergründig keinen Hinweis darauf, warum Sie es unter der Rubrik "Osterinsel" fanden. Auch der Titel ist nicht hilfreich, denn Spagat meint Sport, Tanz, Bühne etc.
Die Erklärung beginnt mit dem, was man "Polynesische Philosophie" nennen kann. Am meisten wissen wir darüber über die Forschungen des großen Elsdon Best, die der englische Arzt bei allen Stämmen der Maori Neuseelands betrieb im vergangenen Jahrhundert.
Ursache und Wirkung - von uns als Kausalitätsprinzip bezeichnet - war die tragende Säule ihrer Kultur. Es gibt für alles und immer eine Ursache, deren Wirkung die Menschen erkennen können oder sogar darunter zu leiden haben. Kinder fragen und wollen nicht nur Antworten, sie wollen begründete Antworten, die sie verstehen können. Warum also regnete es in Neuseeland? - das wollten die Kleinen erklärt haben. Die Ursache war, dass der große Ahn der meisten Völker in Polynesien, Tane, vom Himmel herab pinkelte. So entstand der Regen. Elsdon Best war sprachlos, als er bei einem der Maori Stämme ein Kinderlied hörte (und sofort notierte) mit dem der pinkelnde Tane von den Kindern verlacht wurde. Das waren glückliche Kinder, denn Oma und Opa konnten alles erklären und niemals blieb eine Frage offen. Das Prinzip von Ursache und Wirkung war mehr als Wissen, das war praktizierte Zauberei! Aber nicht nur alles das, was hier auf der Erde passierte musste erklärt werden, natürlich auch alles das, was als nächtliches Schauspiel am Himmel vor sich ging.
Da gab und gibt es einen Stern, der sich unnormal verhält. Alle Sterne sind hell, aber eben nicht gleichhell. Und freiäugig zu beobachten ist da oben ein Stern, der ganz regelmässig heller und dunkler wird. Das haben Menschen schon vor 3.200 Jahren beobachtet und mit ägyptischen Hieroglyphen notiert. Finnische Astronomen fanden es erst kürzlich heraus. Die Araber nannten diesen Stern "Teufelsstern", wir kennen ihn unter seinem Namen "ALGOL". Er ist der Prototyp der "Bedeckungsveränderlichen"
(Sie befinden sich hier in einem Kunstportal, wer mehr aus astronomischer Sicht darüber wissen möchte, kann doch googlen!)
Algol ist der zweithellste Stern im Sternbild Perseus. Heller und dunkler - aber warum? Ursache und Wirkung ist nicht beschränkt auf irdische Vorkommen. Da es ja ohnehin keine Sterne gibt, wie wir sie beschreiben und verstehen, war also auch Algol ein vergöttlichter Ahn, der das Schauspiel am Himmel Nacht für Nacht zeigte. Das entstand dadurch, dass der als Stern sichtbare Ahn Algol in regelmäßigen Abständen einen Spagat machte, dann wurde er lang und schmal und wir sehen ihn noch heute, dann in seiner helleren Erscheinung. Stand er dagegen auf wurde er wieder dunkler, was jeder Mensch sehen kann. Algol, der vergöttlichte Ahn, macht das noch immer. Aus unserer naturwissenschaftlichen Sicht verstehen wir es doch etwas anders. Die vermeintliche Osterinselschrift notiert astronomische Vorgänge, die einst als Sternnavigation im Pazifik zur zielorientierten Seefahrt genutzt wurde. Algol war in diesem Sternensemble vertreten. So galt es, ein Zeichen für ihn zu gestalten.
Hell und dunkel - als Licht - sind die Klassiker in gegenständlicher Malerei - aber nicht nur dort. Mit Farben oder auch nur mit schwarz/weiss ist das kein Problem. Aber wie kann man auf hartem Holz mit einem Seemannsmesser kerben in nur maximal 20 Millimetern und ausdrücken, das der Stern Algol sich so verhält, wie beschrieben? Die Maori nannten ihn MATOHI, und das heißt übersetzt "Split", und das bedeutet Spagat. Damit ist eine bildhafte Vorstellung gegeben, wie man diesen nächtlichen "Sportler" in Form eines Zeichens ganz einfach "porträtieren" kann. Die unbekannten Meister im Pazifik, die das System Rongorongo erfanden, kannten den einfachen Trick, wie man mit Polaritäten in der Grafik "dealt". Wenn hell/dunkel nicht darstellbar ist, sucht man Polaritäten, die stellvertretend diese Aufgabe erfüllen können. Aufrecht stehen oder im Spagatsitz figürlich dargestellt, kann als Polarität verstanden werden. Die beiden Phasen des Sterns habe ich in meinem Bild mit schwarz und weiss als "Hintergrundstrahlung" angegeben. Die fünf Kugeln sind natürlich jeweils Algol - als heller und dunklerer Stern.
So erklärt sich dieses Bild, wenn auch nicht ganz so ausführlich, wie ich es erklären könnte. Nichts ist Zufall, jeder Pinselstrich ist das Ergebnis einer wohl überlegten Absicht. Auch dieses Bild mit einem Zeichen aus Rongorongo, beweist, dass kein Zeichen in dem System das ist, was es darstellt. Es ist eben kein stilisierter Mensch, der im Spagatschritt zu sehen ist, es ist die Ursache für die Wirkung eines bedeckungsveränderlichen Sterns - aus Sicht der sternkundigen Weisen Maori auf allen Inseln im Pazifik - in längst vergangener, alter Zeit. Auch diese Bild liegt auf der Nahtschwelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Wer mehr über Rongorongo wissen möchte findet es hier: www.rongorongo-script.de
osterinsel · schrift · astronomie · seefahrt · sternnavigation · maori · polynesische mythologie · zeichensystem · grafik · |
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