Eine junge indigene Frau läuft in diesem schwarz-weißen Foto vor einer Mauer entlang. Sie trägt eine riesige Flagge, die ihren Oberkörper halb verhüllt. Ihr Gang wirkt entschlossen, die Haltung ist aufrecht. Das knielange Kleid ist einfach geschnitten und schlicht, ihre Schuhe sind staubig. Der einzige erkennbare Schmuck sind Ohrringe. Die zurückgesteckten Haare geben ihr markantes Gesicht frei. Zentral ist klar die politische Aussage des Bildes. Diese Botschaft entschlüsselt sich vor dem Hintergrund der mexikanischen Geschichte und der Biografie der Künstlerin. Das Bild entstand 1928 bei einem Bergarbeiterstreik in Jalisco. Die Bergleute dort wehrten sich gegen die Ausbeutung durch die Industrie. Die Fotografien selbst schreibt, dass Frauen wie Skalven behandelt wurden. Ihre Arbeitskraft war billiger als die der Männer. In Jalisco lehnten sich vor allem die Frauen der Arbeiter gegen die Vormachtstellung der katholischen Kirche auf. Sie ließen Gotteshäuser schließen und ersetzten religiöse Symbole durch kommunistische. Der Konflikt wurde durch mexikanische Revolution, die Unterdrückung Oppositioneller und die Weltwirtschaftskrise verschärft. Die Fotografin ist Tina Modotti (eigentlich Assunta Adelaide Luigia Modotti Mondini). Die Italienerin machte sich nicht nur als Fotografin, sondern auch als Schauspielerin und Revolutionärin einen Namen. Als die Aufnahme entstand, war sie 32 Jahre alt, Kommunistin und gehörte zur postrevolutionären Boheme in Mexiko-Stadt. Sie sympathisierte mit den Sandinisten in Nicaragua und war Geliebte bekannter Revolutionäre wie Julio Antonio Mella. Tina Modotti war es wichtig, nicht nur eine schöne Landschaft oder einen ästethischen Gegenstand abzubilden. Sie wollte die Frauen in ihrem Land und deren Lebensumstände realistisch und eindrucksvoll darstellen. Dabei interessierte sie sich nicht für die Reichen und Schönen, sondern für die Armen und Arbeitenden. Sie wollte ihre Würde zeigen. Mit ihrer knappen und präzisen Bildsprache prangert sie Ungerechtigkeiten an. Das wird in diesem Bild sehr deutlich. Die Frau mit der Flagge wirkt trotz der schlichten Kleidung würdevoll und stark. Es ist ein gutes Beispiel für die Fähigkeit Modottis, ihr Interesse an Menschen mit einer modernen Ästethik zu verbinden. Durch die klare politische Symbolik wurde es zu einer Ikone der Revolution.

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Frau mit Flagge, Mexiko-Stadt, 1928 von Tina Modotti. Verfügbar als Kunstdruck auf Leinwand, Fotopapier, Aquarellkarton, Naturpapier oder Japanpapier.
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