Was in Deutschland der Jugendstil und in Österreich die Secession, das war in der spanischen Provinz Katalonien und speziell in Barcelona der „Modernisme“. Im Zusammenhang mit dieser künstlerischen Reformbewegung kann auch vom katalanischen Jugendstil gesprochen werden. Er hatte seine Blütezeit in den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Angeführt wurde er von Antonio Gaudí, gefördert wurde er vom Großbürgertum Barcelonas. Sie wollten ihre Stadt neu und zeitgemäß, zugleich jedoch nach katalanischer Tradition gestalten.

Der Modernisme betraf alle Bereiche der Kunst, manifestierte sich aber besonders deutlich in der Architektur. Gaudí wurde von diversen Industriellen mit Entwürfen von Gebäuden beauftragt, die heute aus dem Stadtbild von Barcelona nicht mehr wegzudenken sind (z.B. Casa Battló, Park Güell). Sein berühmtestes Projekt ist die 1882 begonnene und bis heute unvollendete Basilika Sagrada Família in Barcelona. Gaudí entwickelte seinen eigenen, unverkennbaren, von der Natur und von den in ihr vorkommenden Formen und Flächen inspirierten Stil. Charakteristisch ist der Verzicht auf gerade Linien.

Weitere Vertreter des Modernisme waren die Maler Ramon Casas, Santiago Rusnol, Miquel Utrillo und Pere Romeu. Ihr Treffpunkt war das von ihnen entworfene und 1897 eröffnete Kaffeehaus und Kabarett Els Quatre Gats („Die vier Katzen“), wo sie diskutierten und Ausstellungen organisierten. Alle bedeutenden „Modernisten“ waren hier zu Gast.