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Zu welchem Teil der Kunstgeschichte gehört eigentlich der berühmte Landschaftsmaler und Grafiker Paul Bril? Muss man ihn zur flämischen Malerei rechnen, aus der er heraus wuchs, oder ist er ein europäisch vernetzter Römer geworden? Muss man ihn, Mitte des 16. Jahrhunderts geboren, noch zu den sogenannten Manieristen zählen, oder ist er bereits ein Wegbereiter des Hochbarocks? Paul Bril war ein ausgesprochener Landschaftsmaler, dem die Staffage nicht so lag. Die lieferten Freunde oder Kollegen, wie sein legendärer Freund Adam Elsheimer. Im Gegenzug steuerte Bril bei Figurenmalern den Landschaftshintergrund bei. Es war im Frühbarock durchaus eine gängige Praxis, dass Spezialisten zusammen arbeiteten.
Ein berühmtes Beispiel einer solchen Zusammenarbeit hängt in der Alten Pinakothek in München: Die Madonna im Blumenkranz von Rubens, mit der Blumenglorie von Jan Brueghel d. Ä., einem sehr komplexes Werk. Die Madonna ist ein Bild im Bild, das von dem real gedachten Blumenkranz umrahmt wird, der wiederum von typischen Rubens-Putten getragen wird. Solch raffiniertes Zusammenspiel findet sich auch in den Werken der römischen Gruppe. Sogar Kunstexperten tun sich schwer, zu unterscheiden, wo der Anteil eines Künstlers aufhört und der des anderen beginnt. Paul Bril war es schon den ersten Jahren gewohnt, als er knapp dreißigjährig bei seinem älteren Bruder Mathijs in Rom Unterschlupf fand, mit anderen Künstlern zusammen zu arbeiten. Als sein Bruder früh verstarb, führte er dessen Freskenaufträge zu Ende und wurde mit seiner Werkstatt einer der meist beschäftigten Wandmaler Roms. Er wandte sich dann aber immer mehr der Tafelmalerei zu, da diese auch im nördlichen Europa zunehmend gefragter wurde. In der Künstlerkolonie Roms, zu der neben Italienern Niederländer, Franzosen und Deutsche gehörten, war er beinahe so etwas wie ein Zentralgestirn. Er nahm Anregungen auf und beeinflusste andere. Der eher dramatisch manieristische Ton seiner frühen Landschaftsbilder wandelte sich hin zu mehr ruhig elegischen Bildern. Eine fast akribische Detailversessenheit, wie in den Hafenbildern, wich allmählich einer beinahe frühklassizistischen Gelassenheit und Großzügigkeit. Seine komponierten Stadtlandschaften lassen dagegen schon ein Vorahnung einer späteren Frühromantik aufkommen. Einer seiner vielen Schüler, Agostino Tassi, ist unrühmlich in Erinnerung geblieben, hat andererseits dennoch viele Impulse an Claude Lorrain weiter gegeben. Die unvergessene Schandtat Tassis war die Vergewaltigung der jungen Artemisia Genteleschi, der bedeutendsten Malerin des 17. Jahrhunderts.
Die Nachfrage nach Brils Bildern blieb in ganz Europa auch nach seinem Tod so groß, dass man nicht alle Werke zweifelsfrei einordnen kann. Wie bei seinem eine Generation jüngeren Landsmann Rubens gibt es alle Formen der Autorenschaft. Es verlangt viel Expertentum, um zu erkennen, ob es sich bei einem Gemälde um eine vollständig eigenhändige Arbeit, ein Werkstattbild, eine Schülerarbeit, das Werk eines Nachfolger oder das Produkt eines Kopisten handelt. Paul Bril ist Römer geworden und lebte mit seiner Frau Ottavia bis zu seinem Tod in der „Ewigen Stadt“. Seine letzte Ruhe fand er 1626 in der deutschen katholischen "Nationalkirche" Santa Maria dell’ Anima.
Zu welchem Teil der Kunstgeschichte gehört eigentlich der berühmte Landschaftsmaler und Grafiker Paul Bril? Muss man ihn zur flämischen Malerei rechnen, aus der er heraus wuchs, oder ist er ein europäisch vernetzter Römer geworden? Muss man ihn, Mitte des 16. Jahrhunderts geboren, noch zu den sogenannten Manieristen zählen, oder ist er bereits ein Wegbereiter des Hochbarocks? Paul Bril war ein ausgesprochener Landschaftsmaler, dem die Staffage nicht so lag. Die lieferten Freunde oder Kollegen, wie sein legendärer Freund Adam Elsheimer. Im Gegenzug steuerte Bril bei Figurenmalern den Landschaftshintergrund bei. Es war im Frühbarock durchaus eine gängige Praxis, dass Spezialisten zusammen arbeiteten.
Ein berühmtes Beispiel einer solchen Zusammenarbeit hängt in der Alten Pinakothek in München: Die Madonna im Blumenkranz von Rubens, mit der Blumenglorie von Jan Brueghel d. Ä., einem sehr komplexes Werk. Die Madonna ist ein Bild im Bild, das von dem real gedachten Blumenkranz umrahmt wird, der wiederum von typischen Rubens-Putten getragen wird. Solch raffiniertes Zusammenspiel findet sich auch in den Werken der römischen Gruppe. Sogar Kunstexperten tun sich schwer, zu unterscheiden, wo der Anteil eines Künstlers aufhört und der des anderen beginnt. Paul Bril war es schon den ersten Jahren gewohnt, als er knapp dreißigjährig bei seinem älteren Bruder Mathijs in Rom Unterschlupf fand, mit anderen Künstlern zusammen zu arbeiten. Als sein Bruder früh verstarb, führte er dessen Freskenaufträge zu Ende und wurde mit seiner Werkstatt einer der meist beschäftigten Wandmaler Roms. Er wandte sich dann aber immer mehr der Tafelmalerei zu, da diese auch im nördlichen Europa zunehmend gefragter wurde. In der Künstlerkolonie Roms, zu der neben Italienern Niederländer, Franzosen und Deutsche gehörten, war er beinahe so etwas wie ein Zentralgestirn. Er nahm Anregungen auf und beeinflusste andere. Der eher dramatisch manieristische Ton seiner frühen Landschaftsbilder wandelte sich hin zu mehr ruhig elegischen Bildern. Eine fast akribische Detailversessenheit, wie in den Hafenbildern, wich allmählich einer beinahe frühklassizistischen Gelassenheit und Großzügigkeit. Seine komponierten Stadtlandschaften lassen dagegen schon ein Vorahnung einer späteren Frühromantik aufkommen. Einer seiner vielen Schüler, Agostino Tassi, ist unrühmlich in Erinnerung geblieben, hat andererseits dennoch viele Impulse an Claude Lorrain weiter gegeben. Die unvergessene Schandtat Tassis war die Vergewaltigung der jungen Artemisia Genteleschi, der bedeutendsten Malerin des 17. Jahrhunderts.
Die Nachfrage nach Brils Bildern blieb in ganz Europa auch nach seinem Tod so groß, dass man nicht alle Werke zweifelsfrei einordnen kann. Wie bei seinem eine Generation jüngeren Landsmann Rubens gibt es alle Formen der Autorenschaft. Es verlangt viel Expertentum, um zu erkennen, ob es sich bei einem Gemälde um eine vollständig eigenhändige Arbeit, ein Werkstattbild, eine Schülerarbeit, das Werk eines Nachfolger oder das Produkt eines Kopisten handelt. Paul Bril ist Römer geworden und lebte mit seiner Frau Ottavia bis zu seinem Tod in der „Ewigen Stadt“. Seine letzte Ruhe fand er 1626 in der deutschen katholischen "Nationalkirche" Santa Maria dell’ Anima.