Jan Frans van Dael: ein Spezialist für Blumenstillleben Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, unverkennbar ein flämischer Maler. Heute erzielen seine Blumenstilleben in Auktionen Preise bis zu 350.000 Euro – und auch zu Lebzeiten war van Dael äußerst erfolgreich. Trotz der unsicheren Verhältnisse um ihn herum. Wer 1764 Antwerpen geboren wurde, wuchs auf in einer ehemaligen Weltstadt, im rasenden Sinkflug begriffen, und inmitten unklarer staatlicher Verhältnisse. Die nördlichen niederländischen Provinzen, die heutigen Niederlande, hatten sich die Selbstständigkeit erkämpft; die südlichen Provinzen, das heutige belgische Flandern, gehörten erst zum spanischen, dann zum österreichischen Habsburger Reich. Ab 1795 fiel Flandern mit Antwerpen an Frankreich, dann war es Teil des Vereinigten Königreich der Niederlande und schließlich des neu gegründeten Belgiens. Man fühlte sich den nördlichen Niederlanden verbunden, war aber gleichzeitig auch Teil der französischen Welt.
Jan Frans van Dael, geboren 1764 in Antwerpen, gestorben 1840 in Paris. Ab 1786 lebte in Paris, und dies sehr erfolgreich, war aber dennoch Teil der flämischen Kultur, wirkte sowohl in der Akademie von Antwerpen wie Amsterdam, stellte in den niederländischen ebenso aus wie in der Pariser Salons. Frankreich, Paris ab 1786 – nicht minder unsichere Zeiten: Ludwig XVI. und Marie Antoinette, 1789-1799 Französische Revolution, Napoleon Bonaparte, Restauration und Julirevolution und Julimonarchie.
Und in all den Umbrüchen und Unsicherheiten: van Daels Blumenstillleben. Eigentlich schon aus der Zeit gefallen, denn Stillleben hatten ihre große Zeit – nicht nur in den Niederlanden – im 16. und 17. Jahrhundert. Die Blütezeit der Blumenstillleben hing nicht nur mit den künstlerischen Errungenschaften der Perspektive und wirklichkeitsgetreuer Abbildung zusammen, sondern auch mit zunehmendem naturkundlichen Interesse. Stillleben waren oft voller symbolischer, religiöser und moralischer Bedeutungen – zum Beispiel war die Rose ein Marien-Symbol, die Lilie ein Symbol der Reinheit und Blumen insgesamt Symbole der Vergänglichkeit. Trotz offensichtlicher realitätsgetreuer Abbildung versuchen van Daels Stillleben nicht die Illusion zu erzeugen, die Realität selbst zu sein, versuchen nicht wie das Trompe-l'oeil ("Augentäuschung") den Betrachter zu täuschen: Alles wirkt "echt" und doch verschleiern seine Gemälde nicht, dass sie Gemälde sind, und würde man nicht ins Bild greifen, um eine Blume aus der Vase zu nehmen. Sie sind auch keine naturkundlichen Bilder, denn sie stellen nicht Funktionen oder Strukturen der Blumen in den Vordergrund, und sie arrangieren Blumen aus allen Jahreszeiten und jeglicher Herkunft bunt durcheinander. In einem Strauß Hyazinthe, Federnelke, Rose, Mohn, Ringelblume, Primel, Fingerhut … Van Daels Blumenstilleben sind vor allem schön und dekorativ. Denn auch die symbolhafte Aufladung von Stillleben ist bei ihm in den Hintergrund gerückt – obwohl sie für den kundigen und genauen Betrachter immer noch vorhanden ist. Und genau diese Brüche in den "nur schönen" Bildern machen wohl den heute noch spürbaren Reiz der Blumenstilleben aus: Zunächst einmal sind sie – wie die meisten Stillleben – nicht still, denn um die Blüten schwirren zum Beispiel Schmetterlinge. Und dann sind sie bei genauerem Hinsehen auch nicht eindeutig nur dekorativ. Manche Blumen sind welk, die Blütenköpfe hängen herab, abgefallene Blütenblätter liegen neben der Vase, beiliegende Trauben sind überreif, aufgeplatzt und teilweise faulig. Kann es reine Schönheit nicht geben?
Jan Frans van Dael: ein Spezialist für Blumenstillleben Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts, unverkennbar ein flämischer Maler. Heute erzielen seine Blumenstilleben in Auktionen Preise bis zu 350.000 Euro – und auch zu Lebzeiten war van Dael äußerst erfolgreich. Trotz der unsicheren Verhältnisse um ihn herum. Wer 1764 Antwerpen geboren wurde, wuchs auf in einer ehemaligen Weltstadt, im rasenden Sinkflug begriffen, und inmitten unklarer staatlicher Verhältnisse. Die nördlichen niederländischen Provinzen, die heutigen Niederlande, hatten sich die Selbstständigkeit erkämpft; die südlichen Provinzen, das heutige belgische Flandern, gehörten erst zum spanischen, dann zum österreichischen Habsburger Reich. Ab 1795 fiel Flandern mit Antwerpen an Frankreich, dann war es Teil des Vereinigten Königreich der Niederlande und schließlich des neu gegründeten Belgiens. Man fühlte sich den nördlichen Niederlanden verbunden, war aber gleichzeitig auch Teil der französischen Welt.
Jan Frans van Dael, geboren 1764 in Antwerpen, gestorben 1840 in Paris. Ab 1786 lebte in Paris, und dies sehr erfolgreich, war aber dennoch Teil der flämischen Kultur, wirkte sowohl in der Akademie von Antwerpen wie Amsterdam, stellte in den niederländischen ebenso aus wie in der Pariser Salons. Frankreich, Paris ab 1786 – nicht minder unsichere Zeiten: Ludwig XVI. und Marie Antoinette, 1789-1799 Französische Revolution, Napoleon Bonaparte, Restauration und Julirevolution und Julimonarchie.
Und in all den Umbrüchen und Unsicherheiten: van Daels Blumenstillleben. Eigentlich schon aus der Zeit gefallen, denn Stillleben hatten ihre große Zeit – nicht nur in den Niederlanden – im 16. und 17. Jahrhundert. Die Blütezeit der Blumenstillleben hing nicht nur mit den künstlerischen Errungenschaften der Perspektive und wirklichkeitsgetreuer Abbildung zusammen, sondern auch mit zunehmendem naturkundlichen Interesse. Stillleben waren oft voller symbolischer, religiöser und moralischer Bedeutungen – zum Beispiel war die Rose ein Marien-Symbol, die Lilie ein Symbol der Reinheit und Blumen insgesamt Symbole der Vergänglichkeit. Trotz offensichtlicher realitätsgetreuer Abbildung versuchen van Daels Stillleben nicht die Illusion zu erzeugen, die Realität selbst zu sein, versuchen nicht wie das Trompe-l'oeil ("Augentäuschung") den Betrachter zu täuschen: Alles wirkt "echt" und doch verschleiern seine Gemälde nicht, dass sie Gemälde sind, und würde man nicht ins Bild greifen, um eine Blume aus der Vase zu nehmen. Sie sind auch keine naturkundlichen Bilder, denn sie stellen nicht Funktionen oder Strukturen der Blumen in den Vordergrund, und sie arrangieren Blumen aus allen Jahreszeiten und jeglicher Herkunft bunt durcheinander. In einem Strauß Hyazinthe, Federnelke, Rose, Mohn, Ringelblume, Primel, Fingerhut … Van Daels Blumenstilleben sind vor allem schön und dekorativ. Denn auch die symbolhafte Aufladung von Stillleben ist bei ihm in den Hintergrund gerückt – obwohl sie für den kundigen und genauen Betrachter immer noch vorhanden ist. Und genau diese Brüche in den "nur schönen" Bildern machen wohl den heute noch spürbaren Reiz der Blumenstilleben aus: Zunächst einmal sind sie – wie die meisten Stillleben – nicht still, denn um die Blüten schwirren zum Beispiel Schmetterlinge. Und dann sind sie bei genauerem Hinsehen auch nicht eindeutig nur dekorativ. Manche Blumen sind welk, die Blütenköpfe hängen herab, abgefallene Blütenblätter liegen neben der Vase, beiliegende Trauben sind überreif, aufgeplatzt und teilweise faulig. Kann es reine Schönheit nicht geben?
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