Die Zeit der großen Entdeckung des nordamerikanischen Kontinents war im 19. Jahrhundert eigentlich längst vorbei – es ging eher um die Verschiebung der "Frontier", des Grenzraums zum "Wilden Westen", mit: Goldrausch, Expeditionen an die Westküste, Siedler-Trails von der amerikanischen Ostküste in den "Wilden Westen". Und es ging um die Eroberung und Inbesitznahme des Mittleren Westens, des inneren Raums der heutigen USA und der Grenzregion zum heutigen Kanada.
Mitten drin als eine Art offizieller Maler des US-amerikanischen Eroberungsfeldzuges: James Otto Lewis (1799-1858), Sohn deutscher Emigranten. Der Vater stammte aus Crailsheim in Baden-Württemberg und ließ in Amerika seinen Namen von "Ludwig" in "Lewis" ändern. James Otto Lewis wurde in Philadelphia im Osten der Vereinigten Staaten geboren und als Kupferstecher, Maler und Zeichner ausgebildet. 1819 zog er in den "Wilden Westen" nach Detroit. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg war noch nicht lange her; um 1820 übernahmen die neuen Vereinigten Staaten nach und nach die Territorien um die Großen Seen – von den britischen Truppen und von den Ureinwohnern. Die Briten zogen sich nach Kanada zurück, die "Indianerstämme" wurden in mehreren Feldzügen besiegt. James Otto Lewis begleitete die "Expeditionen" zur "Frontier" nach Wisconsin, Indiana und Michigan und dokumentierte in seinen Bildern Kapitulationsverhandlungen mit den indigenen Stämmen, unter anderem den Sioux, Sauk, Potawatamie, Chippewa und Ho-Chunk (Winnebago). Ab 1823 portraitierte er im Auftrag des amerikanischen "Indianerbüros" einige der Führer der Stämme und in wenigen Drucken auch andere Mitglieder, so zum Beispiel Ta-Ma-Kake-Toke ("Die Frau, die zuerst sprach; eine Chippeway Squaw (trauernd)"). 1833 portraitierte er Blackhawk, einen berühmten Sauk-Häuptling, in Detroit wie einen bürgerlichen Amerikaner angetan mit dem zeittypischen vornehmen Rock.
Seine Portraits wirken in mancherlei Hinsicht technisch und künstlerisch plakativ, unbeholfen und kindlich. Die indigenen Führer werden meist phantasievoll ausstaffiert, mit "Kriegsbemalung" und europäisierten Gesichtszügen dargestellt. Einige von Lewis' Portraits fanden Eingang in die Sammlung des Indian Affairs Office ("History of the Indian Tribes of North America"), und James Otto Lewis veröffentlichte 1835/1836 eine eigene Lithografie-Sammlung mit 72 farbigen Drucken, "The Aboriginal Port Folio". Sie sind eines der frühesten Dokumente der Ureinwohner des Mittleren Westens bei den Großen Seen. Für die sich gerade bildende US-amerikanische Identität bilden die "Frontier", die Geschichten von der Eroberung und Besiedlung des "Wilden Westens" durch Siedler unterschiedlichster Herkunft, einen wichtigen Teil. Dazu gehört auch die Darstellung der indigenen Kultur: idealisiert, besiegt und im Verschwinden begriffen. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man sich mehr und mehr für die eigene Herkunft und das eigene amerikanische Land zu interessieren. Portraits wie die von James Otto Lewis und seiner Zeitgenossen, den Amerikanern George Catlin und Seth Eastman oder den beiden Deutschen Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied und Karl Bodmer, entsprachen als Dokumente der verschwindenden indigenen Kultur Ur-Amerikas, als ein Bild der eigenen Amerikanisierung und als erster Kunstausdruck amerikanischer Identität durchaus dem Zeitgeschmack. James Otto Lewis kehrte an die Ostküste zurück und starb verarmt und vergessen 1858 in New York State. Die Originale seiner Drucke wurden bei einem Feuer 1865 zerstört.
Die Zeit der großen Entdeckung des nordamerikanischen Kontinents war im 19. Jahrhundert eigentlich längst vorbei – es ging eher um die Verschiebung der "Frontier", des Grenzraums zum "Wilden Westen", mit: Goldrausch, Expeditionen an die Westküste, Siedler-Trails von der amerikanischen Ostküste in den "Wilden Westen". Und es ging um die Eroberung und Inbesitznahme des Mittleren Westens, des inneren Raums der heutigen USA und der Grenzregion zum heutigen Kanada.
Mitten drin als eine Art offizieller Maler des US-amerikanischen Eroberungsfeldzuges: James Otto Lewis (1799-1858), Sohn deutscher Emigranten. Der Vater stammte aus Crailsheim in Baden-Württemberg und ließ in Amerika seinen Namen von "Ludwig" in "Lewis" ändern. James Otto Lewis wurde in Philadelphia im Osten der Vereinigten Staaten geboren und als Kupferstecher, Maler und Zeichner ausgebildet. 1819 zog er in den "Wilden Westen" nach Detroit. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg war noch nicht lange her; um 1820 übernahmen die neuen Vereinigten Staaten nach und nach die Territorien um die Großen Seen – von den britischen Truppen und von den Ureinwohnern. Die Briten zogen sich nach Kanada zurück, die "Indianerstämme" wurden in mehreren Feldzügen besiegt. James Otto Lewis begleitete die "Expeditionen" zur "Frontier" nach Wisconsin, Indiana und Michigan und dokumentierte in seinen Bildern Kapitulationsverhandlungen mit den indigenen Stämmen, unter anderem den Sioux, Sauk, Potawatamie, Chippewa und Ho-Chunk (Winnebago). Ab 1823 portraitierte er im Auftrag des amerikanischen "Indianerbüros" einige der Führer der Stämme und in wenigen Drucken auch andere Mitglieder, so zum Beispiel Ta-Ma-Kake-Toke ("Die Frau, die zuerst sprach; eine Chippeway Squaw (trauernd)"). 1833 portraitierte er Blackhawk, einen berühmten Sauk-Häuptling, in Detroit wie einen bürgerlichen Amerikaner angetan mit dem zeittypischen vornehmen Rock.
Seine Portraits wirken in mancherlei Hinsicht technisch und künstlerisch plakativ, unbeholfen und kindlich. Die indigenen Führer werden meist phantasievoll ausstaffiert, mit "Kriegsbemalung" und europäisierten Gesichtszügen dargestellt. Einige von Lewis' Portraits fanden Eingang in die Sammlung des Indian Affairs Office ("History of the Indian Tribes of North America"), und James Otto Lewis veröffentlichte 1835/1836 eine eigene Lithografie-Sammlung mit 72 farbigen Drucken, "The Aboriginal Port Folio". Sie sind eines der frühesten Dokumente der Ureinwohner des Mittleren Westens bei den Großen Seen. Für die sich gerade bildende US-amerikanische Identität bilden die "Frontier", die Geschichten von der Eroberung und Besiedlung des "Wilden Westens" durch Siedler unterschiedlichster Herkunft, einen wichtigen Teil. Dazu gehört auch die Darstellung der indigenen Kultur: idealisiert, besiegt und im Verschwinden begriffen. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man sich mehr und mehr für die eigene Herkunft und das eigene amerikanische Land zu interessieren. Portraits wie die von James Otto Lewis und seiner Zeitgenossen, den Amerikanern George Catlin und Seth Eastman oder den beiden Deutschen Prinz Maximilian zu Wied-Neuwied und Karl Bodmer, entsprachen als Dokumente der verschwindenden indigenen Kultur Ur-Amerikas, als ein Bild der eigenen Amerikanisierung und als erster Kunstausdruck amerikanischer Identität durchaus dem Zeitgeschmack. James Otto Lewis kehrte an die Ostküste zurück und starb verarmt und vergessen 1858 in New York State. Die Originale seiner Drucke wurden bei einem Feuer 1865 zerstört.
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